Text

Punktgenau

26. August 2019
Mothers

Foto von Karin Schmuck

Brixen, 19:30 Uhr, Ortszeit! Das Essen muss neuerdings punktgenau fertig sein.

„ Scheiß W- Lan – Unterbrechung“ ist dann der erste Satz den ich höre, wenn die Kids aus ihren Zimmern kommen. So ist die Realität und ich habe noch Glück, weil mein Mann weiß, wie solche Internetbegrenzungen einzustellen sind.

Vor dieser Zeitenwende stand ich mit meinem Essen erfolglos wartend und klopfend vor der Tür.

Nun muss das Abendessen in punktgenau 30 Minuten durchgezogen werden.

Es ist schon eine vertrackte Zeit – sag ich! Chill down – sagen meine Kids.

Strahlung hin- 5G her; die Verbraucherzentrale – für mich eine neutrale Institution und ohne eine Lobby dahinter (sitze ich einem Irrglauben auf, so möge ich  berichtigt werden), benennt die Strahlengefahr und warnt. Der Hirnforscher Manfred Spitzer weist ebenfalls auf die negativen Auswirkungen des exzessiven Computerkonsums hin.

Meine Männer zu Hause sehen das wesentlich gelassener als ich…

Die Forcierung der Vernetzung und die digitale Aufrüstung durchdringen alle Bereiche. Fluch oder Segen? Think positive, denn wozu brauche ich haptisch-kreative Fähigkeiten und reale soziale Kontakte, wenn in Zukunft sowieso alle Arbeits- und Lebensbereiche computerisiert sind, beruhige ich mich mit lethargischer Ironie. Wäre es nicht eine ideale Vorstellung, wenn alle unbequemen Arbeiten vom Computer erledigt würden? Für die  Schwiegermutter gäbe es dann vielleicht sogar eine App die via Skype oder face-time ein freundliches Geplänkel simuliert, oder einen Roboter der mit dem Hund Gassi geht. Gewonnene Zeit sinnvoll und zum eigenen Glück umzumünzen, lebensbejahend eigenen Ideen und Träumen nachgehen zu können, das wäre ein großer Nutzen aus der heutigen Entwicklung. An dieser Stelle wäre das mit den kreativ-schöpferischen Fähigkeiten allerdings wieder ziemlich von Vorteil…

Da unsere Jugend auf der ganzen Welt sich täglich über mehrere Stunden hinweg, ihren  Computerspielen widmet, befürchte ich allerdings, dass viele im Fortnite-Tunnel steckenbleiben und das Spielen, anstatt eines Lebens mit allen Sinnen, als einen ausfüllenden Lebensinhalt empfinden….  Chill down – Mama! Oder? Ich kann da nicht aus meiner Haut. Meine Boys sind einfach ein Teil von mir und ich muss mich da einmischen: Ich will ja nur dein Bestes Kind (abgespackter Spruch, aber menno- es ist doch so!). Das Foto zum Artikel bringt dieses Gefühl so deutlich zum Ausdruck. Mutter und Kind: Verbunden und irgendwie Eins; ob klein oder groß!

Trotz des unermüdlichen Einsatzes von uns Müttern und Vätern die nicht aufgeben und sich gegen die Vereinnahmung unserer Kinder durch die virtuelle Welt einsetzen,  wird es  in Zukunft sicher auch weiterhin viele Computerbegeisterte, sowohl unter den Kids als auch bei den Erwachsenen, geben. Somit sichtbar, eine Gesellschaft: passiv–partizipativ  und in der Außenschau einerseits, während sich andererseits ein Gegenpol mit Esoterikern (Innenschau) und Künstlern bilden wird, der sich von dieser virtuellen Realität abwendet. Das ist das Gesetz von Ying und Yang. Hopp oder topp! Konform oder nicht- konform. Popkorn- You porn oder Einhorn? Always be yourself- unless you can be an unicorn. Then always be an unicorn!

Für jede Generation stehen  neue Herausforderungen und Erfahrungen bereit, jede Epoche hat ihre besonderen Qualitäten und wir dürfen ein Teil davon sein. Punktgenau!

In diesem Sinne – viva la vita

Das könnte dir auch gefallen

2 Kommentare

  • Reply Beatrix Hinteregger 26. August 2019 at 19:28

    Hallo Kerstin, da kann ich dir nur zustimmen.
    Aber jede Zeit hat ihre Hypes und irgendwann vergehen sie auch wieder…
    Die Hoffnung stirbt zuletzt.
    Liebe Grüße
    Bea

  • Reply Toni Schultz 29. August 2019 at 20:20

    hallo Kerstin,
    ich habe deinen Text sehr gerne gelesen. Dabei konnte ich mir deine drei Jungen bei ihrer Argumentation sehr gut vorstellen!
    Liebe Grüße Mutti

  • Schreib einen Kommentar